THE AUDITION 

for the Role of Stephen Hawking in The Theory of Everything


THE AUDITION for the Role of Stephen Hawking in THE THEORY OF EVERYTHING ist eine fiktive Castingsession zu einem real existierenden Film, in der die Ausgangsposition der Vorsprechenden, nämlich ihre realen Körper, den Verlauf des Castings bestimmen.

 

Nina Gold, Hollywoods beste Casterin, ist auf der Suche nach der richtigen Besetzung für die Rolle des Stephen Hawking im Film "The Theory of Everything". Laut Skript soll dieser vom jungen, noch nicht behinderten Hawking bis hin zu einer starken körperlichen Veränderung auf Grund von ALS handeln. Um alle körperlichen Optionen auszuloten, lädt sie drei Spieler, zwei behinderte und einen nichtbehinderten, zur Audition. Sie alle müssen, unabhängig von ihren Körpern, alle Lebensphasen des renommierten Physikers repräsentieren. 


THE AUDITION... nimmt ausgewählte Szenen aus dem Originalskript des Films, folgt dessen Chronologie, ohne dabei die Story zu erzählen. Die Bühne entspricht einem vereinfachten analogen "CGI-Studio" (ohne folgender Postproduktion). Allerdings werden hier keine Supermänner zum Fliegen, sondern Gehbehinderte zum Laufen gebracht.  


Die Absurditäten, die diese fiktionale Audition schafft, konfrontieren das Publikum nicht nur mit Fragen von Behinderung versus Nicht-Behinderung, sondern auch mit dem Begriff des Realen in der Kunst.

Mitwirkende

Stephen Hawking: Elisabeth Löffler

Stephen Hawking: Cornelia Scheuer

Stephen Hawking: Dominik Grünbühel

Nina Gold: Anna Mendelssohn/ Susanne Gschwendtner 

Regie: Yosi Wanunu

Ausstattung: Andreas Strauss

Video: Michael Strohmann

Best Girl: Isabella Händler



HINTERGRÜNDE 

In den letzten Jahren gab es einen sichtbaren Trend zu Darstellungen von Behinderung auf der Bühne und im Film. Was haben sie alle gemeinsam? Sie werden von Schauspielern gespielt, die im realen Leben nicht behindert sind. Das Spielen behinderter Charaktere wird als besondere Herausforderung, dessen Gelingen als Glanzleistung gewertet. Wirtschaftliche Notwendigkeiten verlangen außerdem Starbesetzungen für Hauptrollen, und behinderte Spieler sind selten Kassenmagneten. Behinderung als Metapher - für die Überwindung großer Hürden, für den Triumph der Seele – scheint für ein breites Publikum geeigneter zu sein als die realen Implikationen einer Behinderung für ganz reale Leute im ganz realen Leben. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum behinderte SchauspielerInnen beinahe immer übergangen werden – sie erlauben dem Prinzip Behinderung-als-Metapher kaum, sich zu entwickeln. 

Was also passiert, wenn wir mit der Realität des wirklich behinderten Körpers konfrontiert werden, nicht dem durch den nichtbehinderten imaginierten, sondern dem echten eines behinderten Performers oder einer behinderten Performerin? Welcher Körper ist der „richtige“ für eine Rolle? Was passiert, wenn eine behinderte Performerin einen „noch behinderteren“ Charakter spielt als sie es selbst ist? Werden die Zuschauer die Differenz wahrnehmen? Ist es leichter für das Publikum, einen nicht-behinderten Performer auf der Bühne als schauspielend zu akzeptieren, während behinderte Performer tendenziell als sie selbst gesehen werden? Wird das Publikum andererseits in Szenen des gesunden, noch gehenden Hawking den nichtbehinderten Spieler als ihn selbst wahrnehmen und die behinderten Spieler als schauspielend? Was ist das Wesen des Type-castens?

Mit diesem Fragenkomplex setzt sich THE AUDITION... auseinander.